Madeira
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Seit vielen Jahren habe ich mir häufig Naturfotos angeschaut, die auf Madeira entstanden sind. Anfang 2025 war ein Freund auf Madeira und schwärmte von den Möglichkeiten für Naturfotografen, welche diese Insel im Atlantik bietet. Bei diesen Gesprächen entstand die Idee, zusammen einen reinen Fotourlaub auf der Insel zu unternehmen. Aus der Idee entstand schnell ein Plan und ein Besuch in einem Reisebüro. Unser Plan war, die ersten Tage im Nordwesten Madeiras zu wohnen und den Rest unten in Santa Cruz, nah beim Flughafen. Diesen Plan setzte die Inhaberin des Reisebüros in Tatsachen um. Von beiden Vorschlägen zu den Wohnungen waren wir direkt angetan und der Flieger ab Düsseldorf passte terminlich perfekt. Dazu ein Mietwagen und auch der entsprach unseren Erwartungen.
Die eigentlichen Erwartungen hatten wir natürlich hinsichtlich der Fotospots auf Madeira und, ganz besonders, den Hot-Spots. Im Nordosten sind das die Felsnadeln von Janela und dazu der Nebelwald(Feenwald) Fanal auf knapp 2.000 ü NHN. Im Südwesten der Berg Arieiro und die Halbinsel Sao Lourenco. Die große Unbekannte bei allen Spots....das Wetter. Von der Jahreszeit her war Ende September ideal. Durch die Tag-/Nachtgleiche ging die Sonne um 08:00 auf und um 20:00 Uhr unter. Somit ausschlafen bis 06:00 und 20:30 Uhr Feierabend. Soweit die Theorie.....die Praxis bescherte uns einige kürzere Nächte und selbst das war an einigen Spots schon grenzwertig. Beispiel Ponta de São Lourenço: wer dort zu dieser Jahreszeit nicht um 05:00 Uhr auf dem Parkplatz ist und losmarschiert, kann die idealen Stellen vergessen. Wir waren nicht viel später dort, sahen aber bei Ankunft schon die Lichter der Stirn- und Taschenlampen sehr weit vor und über uns. Die Strecke hätte ich alter Knacker sicher nicht geschafft, aber die Stelle, die wir vor Sonnenaufgang erreicht haben, war auch nicht schlecht. Zu den Felsnadeln von Janela hatten wir gerade mal 4-5 Minuten Anfahrt und waren vier mal im Dunklen dort, aber nie die ersten. Ganz schön blöd, wenn dann schon Leute weit vorne an der Wasserlinie stehen oder sitzen. Genau für den Spot hatte ich mir noch wenige Tage vorher das Z 14-30 f4 S gekauft, aber was nutzt eine geniale Linse am Vollformat, wenn Vollpfosten später kommen, ihr Handy rauskramen und sich in den gewählten Ausschnitt stellen. Ärgerlich, zumal man bis nach vorne halsbrecherisch über glitschige Steine jonglieren muss. Wir haben es hinbekommen und von den vier Ansitzen passte ein mal das Licht. So weit Okay und dann kam der Fanal. Auch dort waren wir früh und bei Ankunft standen "nur" ca 50 Autos da oben. Aber danach ging die Kirmes los. Nun bin ich mal mutig und schreibe ein Wort, bei dem ich normalerweise einen Brechreiz bekomme....Influenzerinnen. Selbstdarstellerinnen in weissen Miniröckchen bis zu Trauerkleidung oder oder...keine Ahnung, da ich nicht mehr hingeschaut habe. Nun ja, das ist ein weltweites Phänomen geworden. Im Fanal stehen m. E. die am meisten fotografierten Bäume der Erde und davon die zwei berühmtesten. Nur gut, dass wir am frühen Morgen noch einige Fotos umsetzen konnten. Am späten Vormittag blieb nur die Flucht. Da waren nicht nur die Parkplätze rappelvoll, sondern die Karren standen kilometerweit die Strasse rauf und runter.
Aber lassen wir das. Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Seltsam nur, dass wir anscheinend die einzigen waren mit dicken Kameras und Stativ. Den Rummel werden sich mittlerweile sicher viele Fotokollegen klemmen. Wobei ich ergänzen muss, dass ein befreundeter, begnadeter Naturfotograf wenige Wochen vor uns dort war und bewiesen hat, dass man, wenn man es wirklich kann, immer noch fantastische Fotos zwischen den unzähligen "Feen" machen kann. Zum Arieiro schreibe ich besser nichts, da steht nun jeden(!) Morgen die Polizei und ordnet das Chaos.
Das mag sich nun sehr negativ anhören, betrifft aber nicht die wunderschöne Insel insgesamt. Auch auf Island und den Lofoten (u.a.) sind viele Bewohner nicht mehr so ganz glücklich mit dem Besucheransturm. Letztendlich lebt aber ein großer Teil der Bevölkerung vom Tourismus.
Für das Weltkulturerbe Fanal wird man sich irgendwann was einfallen lassen müssen. So eine Auszeichnung wird mittlerweile auch sehr schnell wieder aberkannt. Es existieren noch viele Fotos vom "Ent", wo die zwei "Finger" ausladende, belaubte, Äste waren. Die wurden gezielt abgebrochen.
Ob ich noch mal einen Fototrip dorthin machen würde? Ja, aber mit dem Wissen von dieser Tour würde ich anders vorgehen.
Nachtrag: am 09.11.25 informierte mich ein Freund, dass gegen den ausufernden Tourismus der Fanal nun geschützt wird. Das Institut für Wald- und Naturschutz (IFCN) wird Zäune von 1200 Metern Länge um die schützenswerten Bäume ziehen. Zusätzlich werden die Besucher über vorgegebene Wege geleitet. Die Parkplätze erhalten eine Schranke und es werden Gebühren erhoben. Somit war es das für Fotografen und ich werde für Madeira keine weitere Tour planen.